Ruckeln, zuckeln oder doch zupfen?
Der Trick mit der feinen Zügelhilfe beim Impulsreiten.
Gerade in der Westernreiterei sieht man häufig, wie an Zügeln gezogen und geruckelt wird, um den Pferdekopf lateral und vertikal zu positionieren. Korrekt ausgeführt, ist das feine Zupfen am Zügel Bestandteil der Impulsreitweise. Leider tun sich viele schwer, diese Zügelhilfe so ans Pferd zu bringen, dass selbstragende Nachgiebigkeit entsteht. Wenn Druck Gegendruck beziehungsweise Zug Gegenzug erzeugt, endet die Aktion häufig im sinnfreien Kräftemessen der Kontrahenten. Da wird dann schnell ein Geziehe und Gezerre daraus, dass Mensch und Pferd gleichermaßen nervt. Das muss nicht sein. Abhilfe schafft ein kleiner aber feiner Trick, der es dem Pferd unmöglich macht, sich auf die Zügel zu lehnen.
Text / Videoschnitt: Rolf Schönswetter / Kamera: Tamara Stegmaier
An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass eine nachgiebige Stellung in Kopf und Hals des Pferdes nicht alleine auf den Zügeln basiert. Auch die Schenkel sind mit von der Partie. Im Videotipp Teil 2 »Den Zügel auf den Schenkel legen« widmen wir uns speziell dem Thema, wie man weg vom Zügel kommt.
Wie schön fühlt es sich doch an, wenn nur ab und an kaum sichtbare Hilfen nötig sind, um das eigene Pferd weich und nachgiebig reiten zu können. Wenn das Pferd leichte Gewichtsverlagerung und Hüftverschiebungen richtig deutet und sofort fein umsetzt – dann werden allerlei Manöver zum echten Reitgenuss.
Ein unbedingt notwendiges Etappenziel auf diesem Weg ist, die nachgiebige und selbsttragende Abstellung von Pferdekopf und -hals. Ein Pferd, dass sich dort nicht biegen lässt, kann niemals geradegerichtet, geschweige denn entspannt und durchlässig geritten werden. Sauber gerittene Volten, Kontervolten, Seitengänge, fliegende Galoppwechsel und vieles mehr sind ohne diese Nachgiebigkeit nicht möglich. Und jeder, der bei diesen Manövern noch mit seinem Pferd um die laterale und vertikale Stellung kämpft, ist zum Scheitern verurteilt.
Leider bekommen wir Reiter diese Nachgiebigkeit nicht geschenkt. Wir müssen sie uns verdienen – über ein exaktes, konsequentes und fundiertes Training der Zügelhilfen.
Laterale Kontrolle: Geht das Pferd gegen den Druck, verwirft es sich im Genick.
Laterale Stellung: Hier lässt sich das Pferd willig im Genick stellen und trägt diese Stellung selbst.
Ein unbedingt notwendiges Etappenziel auf diesem Weg ist, die nachgiebige und selbsttragende Abstellung von Pferdekopf und -hals. Ein Pferd, dass sich dort nicht biegen lässt, kann niemals geradegerichtet, geschweige denn entspannt und durchlässig geritten werden.
Sauber gerittene Volten, Kontervolten, Seitengänge, fliegende Galoppwechsel und vieles mehr sind ohne diese Nachgiebigkeit nicht möglich. Und jeder, der bei diesen Manövern noch mit seinem Pferd um die laterale und vertikale Stellung kämpft, ist zum Scheitern verurteilt.
Leider bekommen wir Reiter diese Nachgiebigkeit nicht geschenkt. Wir müssen sie uns verdienen – über ein exaktes, konsequentes und fundiertes Training der Zügelhilfen.
Pferde gehen instinktiv gegen den Druck
Eine der größten Herausforderungen in der Ausbildung von Pferden ist deren instinktives Verhalten, sich gegen jeden Druck zu lehnen. Das heißt, Druck unsererseits führt zu Gegendruck seitens der Pferde. Gleich verhält es sich mit dem Zug. Ziehen wir beispielsweise am Führseil nach vorne, stemmt sich das Pferd nach hinten dagegen.
Und schon sind wir beim Kern des Problems angekommen: Wollen wir den Pferdekopf nach links stellen und ziehen deshalb am linken Zügel, hält das Pferd mit dem Kopf nach rechts dagegen. Je mehr nun der Mensch zieht, desto fester macht sich der Vierbeiner in Hals und Genick.
Ein in Hals und Genick angespanntes Pferd kann nicht durchlässig geritten werden kann!
Das Problem: Impuls ist nicht gleich Impuls
Viele Reiter verwechseln leider das kurze Zupfen mit kurzem Ziehen. Der Unterschied mag oberflächlich betrachtet unerheblich erscheinen, erfolgt doch beides impulsartig. Ist er aber nicht. Beim kurzen Ziehen wird der Zügel angenommen, strafft sich und baut anhaltende Zugkraft am Pferdekopf auf. Das Pferd reagiert darauf, indem es den Zügel samt Reiterhand in entgegengesetzte Richtung zieht. Der Zügel bleibt dabei straff. Der Mensch setzt den nächsten Impuls und zieht wieder am Zügel, worauf das Pferd erneut mit Gegendruck antwortet. Auf diese Weise schaukelt sich ein Hin-und-her auf, das rein gar nichts mit Impulsreiten zu tun hat. Das Problem: Der Zügel erfährt hier nie ein »Release«, ist also immer auf Zug, gegen den sich das Pferd dauerhaft lehnen kann.
Impulsreiten falsch gemacht: Wer den Fokus auf das Annehmen (Ziehen) legt, fördert den Gegendruck das Pferdes.
Impulsreiten richtig gemacht: Hierbei wird der Fokus auf das Nachgeben (Loslassen)) gelegt. Das Pferd kann sich nicht gegen den Druck legen.
Wo keinen Druck, da kein Gegendruck
Beim kurzen Zupfen hingegen liegt das Augenmerk nicht auf dem Annehmen, sondern dem plötzlichen und schnellen Nachlassen des Zügelzuges. Mit einem kurzen Impuls wird das Pferd aufgefordert, seinen Kopf dem Zügel folgend zu stellen. Das Pferd gibt ein wenig nach. Weil nach dem kurzen Impuls der Zügel durch Nachlassen (release) sofort wieder leicht durchhängt und damit kein Zug mehr auf dem Pferdekopf lastet, kann das Pferd sich nicht gegen den Zügel lehnen. Der Gegendruck des Pferdes läuft quasi ins Leere.
Logisch – wo kein Druck, da auch kein Gegendruck. Kommen die zuvor beschriebenen Impulse also in kurzen Sequenzen hintereinander, wird das Pferd Stück für Stück nachgeben und dem Zügel folgen. Durch exaktes und konsequentes Training sowie viele Wiederholungen wird das Pferd auf immer leichtere Signale hören und sich nachgiebig in Stellung bringen lassen.