Loben statt toben – damit Pferde das Lernen lernen!
Ein Pferd kann nur verstehen, dass es sich korrekt verhalten hat (z.B. bei Übungen und Lektionen), wenn wir dieses positive Verhalten entsprechend würdigen und belohnen. Leider neigen viele Menschen dazu, das Pferd bei einem unerwünschten Verhalten mehr zu korrigieren oder gar zu bestrafen, als es für erwünschtes Verhalten zu belohnen. Es entsteht ein deutliches Ungleichgewicht! Das Pferd wird dies auf Dauer mit Vertrauensverlust und Unwilligkeit beantwortet. Es sieht in uns keinen fairen Anführer und wird uns nicht mehr folgen.
Text: Rolf Schönswetter / Fotos: Tamara Stegmaier
Deshalb sollten wir unsere Pferde ausgiebig loben, wenn Sie mit uns willig zusammen-arbeiten. Lob bedeutet dabei aber nicht, dass wir nur einen negativen Reiz wegnehmen (negative Verstärkung), in dem wir beispielsweise treibende Hilfen verringern. Viel aussagekräftiger sind positive Verstärker wie Ruhe (Stillstand) und physisches Lob in Form von streicheln und kraulen (nicht Klopfen).
Pferde genießen unser Lob besonders, wenn wir sie am Mähnenkamm kraulen. Festes Klopfen am Hals empfinden sie eher als unangenehm.
Leckerlies wirken dabei eher Kontraproduktiv, weil sie unsere Führungsposition untergraben. Ein Pferd wird niemals einem rangniedrigeren Pferd Futter bringen. In den meisten Fällen führt Futter aus der Hand zu Pferden die drängeln oder sogar beißen.
Beantwortet das Pferd unser Lob mit Entspannungssignalen wie Abschnauben, Lecken und Kauen, Kopfsenken oder „weichen“ Augen, können wir sicher sein, dass die Pferd-Mensch-Beziehung (Horsemanship) weiter verbessert und gefestigt wird. Ein kleiner Richtwert: Das Belohnen sollte mindestens in dem Maße erfolgen, wie die vorherige Korrektur (Gleichgewicht der Mittel). Eine große Korrektur bedingt ein ausgiebiges Lob, eine kleine Korrektur entsprechend weniger Lob.
Jeder, der sein Pferd auf diese Weise belohnt, wird schnell bemerken, dass Pferde dadurch schneller lernen, williger mitarbeiten und uns partnerschaftlicher begegnen.